Dichter der untrennbaren Polarität

Robert Frost – Dichter der untrennbaren Polarität

von Werner Friedl

(Dieser Artikel erschien in leicht gekürzter Version unter dem Titel Robert Frost - Dichter der Polaritäten in der Ausgabe Nr. 16/2024 der Zeitschrift "Das Goetheanum")

 

We dance round in a ring and suppose,
But the Secret sits in the middle and knows.

Robert Frost

 

Robert Frost, der weithin verehrte und mit vielfachen Auszeichnungen gefeierte amerikanische Dichter, wäre am 26. März dieses Jahres 150 Jahre alt geworden. Im Werk des in Deutschland bedauerlicherweise wenig bekannten Lyrikers spiegelt sich nicht nur sein lebenslanges Ringen mit existenziellen menschlichen Fragen, sondern auch ein Jahrhundert US-amerikanischer Geschichte. Frosts langes Leben – er wurde fast 89 Jahre alt – vollzog sich im Schatten epochaler dramatischer Geschehnisse wie den beiden Weltkriegen, der Great Depression, dem Abwurf der Atombombe oder der Kuba-Krise. Er nahm regen Anteil an den politischen Vorgängen, fand sich gegen Ende seines Lebens gar als Akteur inmitten weltgeschichtlicher Ereignisse und blieb doch auch immer ein Dichter intimster Innerlichkeit, der lebenslang auf der Suche nach Spiritualität und Glaubenswahrheiten war.

Frost, der allgemein mit Neuengland, also den Staaten im Nordosten der USA, in Verbindung gebracht wird, wurde 1874 am anderen Ende des großen Landes, in San Francisco, geboren, und kam nach dem frühen Tod seines Vaters als Elfjähriger in den Osten. Seine Mutter, die sich der Swedenborgschen Kirche angeschlossen hatte und über übersinnliche Fähigkeiten verfügt haben soll, erzog ihn und seine jüngere Schwester in traditionell-religiöser Frömmigkeit, wie sie in der bürgerlichen Gesellschaft Amerikas im 19. Jahrhundert verbreitet war. Früh suchte der Sohn jedoch nach Alternativen, interessierte sich für die epochemachenden philosophischen Schriften von William James und George Santayana sowie die umwälzenden Lehren von Charles Darwin. Doch dass die Welt nicht nur aus Materie bestand, blieb für ihn eine Tatsache.

Bezeichnend für seine frühe Beschäftigung mit dieser Thematik ist ein Gedicht, dessen Wurzeln bis ins Jahr 1892, also noch in Frosts Highschoolzeit, zurückreichen. Kummer und Nöte, vor allem im familiären Bereich, hatten ihm bereits in jungen Jahren ausreichend Gelegenheit gegeben, darüber nachzudenken, warum es menschliches Unglück gab und woher es kam. Er begann ernsthaft zu zweifeln, ob all das Leid und der Schmerz sich wirklich in einen höheren Plan einfügten, ob alles irgendwie zum Guten gewendet würde, wie es die Religionen und vor allem seine Mutter immer wieder betonten. Die Antwort, so berichtet er selbst, überfiel ihn auf dem Weg zur Schule "wie ein Blitz des zweiten Gesichts": wenn die menschlichen Seelen aus dem Himmel auf die Erde kommen, dann muss jede einzelne sich freiwillig dazu entschieden haben. Heldenhaft und mutig, so sein Gedanke, unterzieht sich jede freiwillig und aus innerem Antrieb der leidvollen Prüfung, welche die menschliche Existenz darstellt.

Aus diesen Überlegungen heraus entstand in jahrelanger innerer Entwicklung ein Gedicht mit dem Titel The Trial by Existence ("Die Prüfung durch Existenz") das 1906 in der New Yorker Zeitung The Independent erschien und das er später, 1914, in seine erste Buchveröffentlichung, die Gedichtsammlung A Boy’s Will, aufnahm. Frost malt hier ein Bild der versammelten Seelen "im Paradies", vor ihrer Verkörperung auf der Erde. Entgegen ihrer Erwartung, "ewig auf weiten Feldern mit Asphodelen" zu verweilen1, lassen sie sich auf ein weiteres Erdenleben ein, nicht um dafür belohnt zu werden, denn die Wiedergeburt ist bereits die Belohnung. … And where they sought without the sword / Wide fields of asphodel fore‘er, / To find that the utmost reward / Of daring should be still to dare … 2 Hier führt ein junger Dichter den Reinkarnationsgedanken bildhaft vor und stellt die Verantwortung des Einzelnen für sein Geborenwerden ins Zentrum. Allerdings schwingt ein fatalistischer Unterton mit, da wir auch das Leid, das uns im Leben beschieden ist, selbst zuvor gewählt hätten.

Gott tritt hier als handelnde Figur auf, er lenkt das Wiedergeburtsgeschehen aus dem Hintergrund und begründet, warum man sich nicht an seine Wahl erinnert: '… But the pure fate to which you go / Admits no memory of choice, / Or the woe were not earthly woe / To which you give the assenting voice.' Das Gedicht endet: … 'Tis of the essence of life here, / Though we choose greatly, still to lack / The lasting memory at all clear, / That life has for us on the wrack / Nothing but what we somehow chose; / Thus are we wholly stripped of pride / In the pain that has but one close, / Bearing it crushed and mystified.3 Die Erinnerung an die eigene Entscheidung muss gelöscht werden, damit wir das irdische Leid als schicksalhaft und nicht als selbstverschuldet oder gar gewollt betrachten – denn dann würden wir es ja nicht so sehr als Leid empfinden.

Zu Frosts Jugendzeit hatte Helena Blavatsky4 bereits ihre Schrift The Secret Doctrine veröffentlicht, in der sie die Idee der Wiedergeburt darstellt, es findet sich jedoch kein Hinweis darauf, dass Frost ihre Schriften kannte. Die Vorstellung der Reinkarnation der Seelen könnte Frosts Beschäftigung mit Plato entsprungen sein.

Von der frühen Vision in The Trial by Existence ausgehend, spannt sich ein weiter Bogen religiöser, spiritueller, philosophischer und theologischer Fragestellungen durch Frosts Leben und Werk. Bemerkenswert ist, dass er dennoch immer wieder auch als Atheist angesehen wurde. Dies zeigt, wie sehr es ihm gelang, seine Überzeugungen und sein Streben nach Erkenntnis hinter Sarkasmus, Spott und der Vieldeutigkeit seiner Verse zu verbergen, die typisch für ihn geworden ist. Charakteristisch für seinen mitunter ironischen Ton in ernsten Dingen ist ein Zweizeiler aus dem Jahr 1956, in welchem er Gott direkt anspricht: Forgive, O Lord, my little jokes on Thee / And I’ll forgive Thy great big one on me.5 Nur wenn man um die schweren Schicksalsschläge weiß, die Frost in seinem Leben hinnehmen musste, kann man die Tiefe dieses so leicht daherkommenden Satzes nachempfinden.

Von kirchlich organisierter, quasi verordneter Religiosität hielt er zunehmend Abstand, doch rang er zeit seines Lebens mit existenziellen Fragen, wie der Rolle des Menschen in einer göttlichen Schöpfungsordnung. Frosts Gott, so beschreibt es einer seiner Biografen, sei dabei "fast immer der heftige Jehova des Buches Hiob und nicht der mildere Elohim, dem Adam und Eva im Paradies begegneten."

Ein Problem, das Robert Frost zeitlebens stark beschäftigte, war der Dualismus von Materie und Geist. Der menschliche Geist war für ihn göttlichen Ursprungs, und in dem immer tieferen geistigen Durchdringen aller Materie sah er die Aufgabe des Menschen. Zuletzt schnitt er dieses Thema in dem späten Langgedicht Kitty Hawk an, das er in verschiedenen Versionen veröffentlichte. Die endgültige Fassung erschien 1962 in seiner letzten Gedichtsammlung In the Clearing, ein Jahr vor seinem Tod. Die entscheidenden 18 Zeilen (von 471) stellte er diesem Gedichtband als Motto voran: But God’s own descent / Into flesh was meant / As a demonstration / That the supreme merit / Lay in risking spirit / In substantiation. / Spirit enters flesh / And for all it's worth / Charges into earth / In birth after birth / Ever fresh and fresh. / We may take the view / That its derring-do / Thought of in the large / Was one mighty charge / On our human part / Of the soul's ethereal / Into the material.6 Gott gehe also das hohe Risiko ein, im Prozess der Schöpfung, der "Substantiation", den Geist gleichsam aufs Spiel zu setzen, und die Fleischwerdung des Geistes sei die Demonstration dieser Großtat.

Anders als Rudolf Steiner, der zu einer grundlegenden Ablehnung des Dualismus gelangt ist und die Materie als direkten Ausdruck des Geistes ansah, hält Frost am Gegensatz zwischen Geist und Materie fest, ebenso wie dem zwischen Gut und Böse oder richtig und falsch. Er versucht aber, eine Brücke zu schlagen, indem er beide Seiten gleichzeitig in den Blick nimmt und gelten lässt. Frost sagt uns nicht, welche Seite die "richtige" ist, geht andererseits aber in seinen Aussagen auch nie so weit, die beiden konträren Aspekte einer Erscheinung oder eines Geschehens vollständig ineinander aufzulösen und zur Einheit zu verschmelzen. Im Wissen um die Untrennbarkeit von Polaritäten macht er den Raum zwischen ihnen transparent, so dass sich jede Seite auch durch ihre Antithese offenbaren kann. Sich auf eine Seite zu schlagen aber verweigert er.

Diese Haltung ist für Frosts Werk typisch geworden. In seinen Gedichten finden sich zahllose Beispiele für den oft widersprüchlich erscheinenden Facettenreichtum menschlicher Wahrheiten. Etwa in Mending Wall, einem Gedicht von 1913, in dem zwei Nachbarn ihre gemeinsame Grenze begehen: Welches ist die richtige Auffassung: There where it is we do not need the wall oder Good fences make good neighbors? Und auf welcher Seite steht der Sprecher – will er Mauern errichten oder sie niederreißen? Hier stehen sich zwei entgegengesetzte Haltungen gegenüber, und in einem Interview sagte Frost, er habe dabei keine andere Allegorie im Sinn gehabt als die Unmöglichkeit, scharfe Linien zu ziehen und exakte Unterscheidungen zwischen gut und schlecht oder zwischen irgendwelchen zwei Abstraktionen zu machen. Es gebe keine starre Trennung zwischen richtig und falsch. Mending Wall stelle einfach zwei Menschentypen einander gegenüber, von denen der eine sagt: "Es gibt etwas, das Mauern gar nicht mag," während der andere der Ansicht ist: "Sind Zäune gut, sind Nachbarn gut." Jahrzehnte später räumte Frost ein: "Vielleicht war ich beide Personen in diesem Gedicht."

Zweites Beispiel: Welchen Weg gilt es einzuschlagen in The Road Not Taken (1914/15), da doch einer wie der andere erscheint? In diesem wohl berühmtesten Gedicht von Robert Frost muss sich ein Wanderer zwischen zwei Wegen entscheiden und wählt denjenigen, den er in ferner Zukunft einmal in seiner Erinnerung als den "weniger begangenen" empfinden wird: … Two roads diverged in a wood, and I – / I took the one less traveled by, / And that has made all the difference. Diese drei letzten Zeilen haben seither fast immer die Interpretation dieses Gedichts in dem Sinn beeinflusst, dass das lyrische Ich eine lebensentscheidende Wahl getroffen hätte, nämlich seinen Weg abseits der Massen gewählt zu haben. Das Gedicht ist aber derart verfänglich gestaltet, dass ein Leser, der mit der Doppelbödigkeit Frostscher Gedichte nicht vertraut ist, leicht übersieht, wie im Text zuvor dreimal die Gleichartigkeit der beiden Wege und damit die völlige Bedeutungslosigkeit der Wahl betont wird. The difference, der Unterschied, ist reine Illusion. Scheinbar preist Frost hier unangepasstes Verhalten, doch war er in seinem Leben alles andere als ein Nonkonformist. Gerade dieses sehr bekannt gewordene Gedicht ist ein subtiler und nicht leicht zu lesender Beleg für die lebenslange unaufgelöste Ambivalenz, in der Frost sich bewegte, zwischen Religion, Tradition und Konformismus einerseits und Zweifel, Neuerung und Aufbegehren andererseits. Eine Widersprüchlichkeit, die den denkbar fruchtbarsten Boden für seine vielschichtige Poesie schuf. Was Frost Sicherheit gab und zu seinem verlässlichsten Anker in den Stürmen des Zweifelns wurde, war seine Überzeugung, dass die Welt einem metaphysischen Plan folgte, den er nach eigener Aussage zuweilen wie offen vor sich ausgebreitet daliegen sah.

Noch ein Beispiel für die Frostsche Mehrdeutigkeit: In The Draft Horse (ca. 1920) durchquert ein Paar in einem Pferdewagen einen dunklen Wald, denkbar schlecht gerüstet: With a lantern that wouldn’t burn / In too frail a buggy we drove / Behind too heavy a horse / Through a pitch-dark limitless grove … Dann geschieht eine grässliche, scheinbar völlig unmotivierte Tat: ein nicht näher beschriebener Mann tritt plötzlich aus dem Wald, ergreift das Pferd und ersticht es. Das Paar, das als das most unquestioning pair beschrieben wird, welches sein Schicksal stets unhinterfragt akzeptiert, reagiert auf frappierende Weise. Die beiden vermuten, dass der Messerstecher (oder der, in dessen Auftrag er die Tat ausführte) nichts anderes wollte, als sie zu veranlassen, den Rest des Wegs zu Fuß zu gehen: … We assumed that the man himself / Or someone he had to obey / Wanted us to get down / And walk the rest of the way.7 Ist die unheimliche Gestalt ein verbrecherischer Straßenräuber oder ein Erfüllungsgehilfe höherer Ziele? Und welche könnten diese sein? Wofür könnte das Zu-Fuß-Gehen ein Bild sein? Hier ist die Ambivalenz in Frosts Gedichten, die immer beide Seiten eines Konflikts gelten lassen will, auf die Spitze getrieben. Der Leser bleibt zurück mit dem unbefriedigenden Gefühl, das rätselhafte Geschehen nicht deuten zu können.

Auch eines der schönsten Gedichte von Robert Frost, The Silken Tent, ein Sonett, das seine endgültige Form 1938 erhielt, thematisiert einen Gegensatz. Hier zeichnet er ein idealisiertes Bild einer Frau, setzt ihr Wesen gleichnishaft mit dem eines seidenen Zelts in Beziehung: She is as in a field a silken tent / At midday when the sunny summer breeze / Has dried the dew and all its ropes relent, / So that in guys it gently sways at ease, / And its supporting central cedar pole, / That is its pinnacle to heavenward / And signifies the sureness of the soul, / Seems to owe naught to any single cord … Die Gegensätzlichkeit, die das Bild prägt, ist hier diejenige zwischen Gebundenheit und Freiheit. Der Pfosten in der Mitte, an dem die seidenen Zeltbahnen befestigt sind, verweist laut Ingeborg Schimonski "auf die Mitte und die Stärke der Person, die sich freiwillig und aus sich selbst heraus bindet, sodass die Integration der beiden scheinbar gegensätzlichen Bestrebungen gelingen kann."8 Das Sonett, das aus einem einzigen Satz gebaut ist, endet: … But strictly held by none, is loosely bound / By countless silken ties of love and thought / To everything on earth the compass round, / And only by one’s going slightly taut / In the capriciousness of summer air / Is of the slightest bondage made aware.9

Das Mittel der Mehrdeutigkeit gab Frost die Möglichkeit, seine innersten Überzeugungen vor den neugierigen Augen und Ohren der Öffentlichkeit zu verbergen – und sie doch auszusprechen. Selten ließ sich Frost auf etwas festlegen, das man als "Meinung" einstufen könnte, aber man darf diese scheinbare Uneindeutigkeit – oder auch Undeutlichkeit – nicht mit Beliebigkeit oder gar mit einem Mangel an Haltung verwechseln. Meinungen, sagte Frost einmal, habe er immer verachtet, was er stattdessen gesucht habe, seien Ideen gewesen. Martin Walser formulierte 1995 in einem Interviewgespräch: "Nichts ist ohne sein Gegenteil wahr." Robert Frost hätte diese Aussage sofort unterschrieben.

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1 Die Asphodelenfelder waren in antiker Vorstellung eine jenseitige Welt zwischen dem paradieshaften Elysium und der Unterwelt des Tartaros. Frost war mit Dichtung und Gedankenwelt der Antike sehr vertraut.
2 … Und sie suchten ohne Schwert / im weiten Asphodelen-Feld, / sie fanden, Wagnisse sind's wert, / wer wagt, dem gilt höchstes Entgelt.*
3 … Doch grad 's Geschick, zu dem man geht, / erlaubt nicht solch‘ Erinnerung. / Und Erdenweh auch weh nicht tät, / gäb man ihm seine Billigung (…) Des Lebens Quintessenz, gerafft: / Groß wählen wir, jedoch es fehlt / Erinn‘rung, klare, dauerhaft, / dass wir nichts anderes gewählt, / zum Leben auf dem Wrack bereit. / Vom Stolz werden wir gänzlich frei, / und eins nur liegt uns nah im Leid, / wir tragen's, wirr, zermalmt dabei.*
4 Helena Petrovna Blavatsky (1831-1891) war eine deutsch-russische (später mit amerikanischer Staatsbürgerschaft) Okkultistin, Schriftstellerin und Mitbegründerin der Theosophie, aus der Rudolf Steiner die Anthroposophie entwickelte. https://de.wikipedia.org/wiki/Helena_Petrovna_Blavatsky
5 Vergib mir, Herr, die Scherzerei‘n mit dir, / vergeb dir auch den Riesenscherz mit mir.*
6 Gottes Selbst-Absteigen / In Fleisch will was zeigen, / Will uns damit sagen, / Höchstverdienst besteht / Darin, Geist zu wagen, / Dass er wird konkret. / Fleisch betritt der Geist / wird's mit Kraft vollführen, / Bricht in die Erde ein, / Geburt, Geburt, das heißt / Neues, neues Sein / Komm uns in den Blick, / Dass sein Wagestück, / Weiträumig gedacht, / Einbruch ist mit Macht / Auf des Menschen Part. / Ätherhafte Seele / geht ins Materielle.*
7 Zu klapprig das Kabriolett, / die Leuchte brannte nicht mehr, / durch pechschwarzes, endloses Gehölz / fuhren wir hinter zu schwerem Pferd her (…) nahmen wir an, der Mann selbst / oder der, dem er folgen muss, / wollte, dass wir aussteigen / und gehn den Rest zu Fuß.*
8 Ingeborg Schimonski: So nette Sonette – Die 28 Sonette Robert Frosts (engl./dt.), Nachwort (unveröffentlichtes Manuskript)
9 Dem Seidenzelt im Feld gleicht sie genau, / wenn Sonnensommerluft der Mittag bringt, / gelöst die Seile und verweht der Tau, / sodass es in den Ankern locker schwingt, / und sein zentraler Zedernpfosten scheint, / indem die Spitze aufzeigt zum Zenit, / als ob die Seelensicherheit er meint, / und ist wohl auch mit allen Schnüren quitt, / obschon sie keine Leine zu straff hält, / und sie mit Pflicht- und Liebesseidenband / zu jedem Ding auf dieser runden Welt / lose gebunden ist, doch leicht gespannt, / sie sich im kapriziösen Sommerwind / beim Gehn der leichten Fesselung entsinnt.*

* Die zitierten Übertragungen ins Deutsche stammen von Ingeborg Schimonski