Robert Frost, der weithin verehrte und mit vielfachen Auszeichnungen gefeierte amerikanische Dichter, wäre am 26. März 150 Jahre alt geworden. Im Werk des in Deutschland bedauerlicherweise wenig bekannten Lyrikers spiegelt sich nicht nur sein lebenslanges Ringen mit existenziellen menschlichen Fragen, sondern auch ein Jahrhundert US-amerikanischer Geschichte.
In den USA kennt jedes Schulkind Gedichte von Robert Frost. Er ist der Dichter Amerikas und der einzige, dem viermal die höchste literarische Auszeichnung seines Landes, der Pulitzerpreis, in der Sparte Dichtung zuerkannt wurde, er wurde 31-mal für den Literatur-Nobelpreis nominiert (auch wenn er ihn nie erhalten hat), er erhielt eine lange Reihe von Ehrendoktorwürden, darunter die sehr seltene doppelte Auszeichnung der englischen Universitäten Oxford und Cambridge, und viele weitere akademische Ehrentitel. Man könnte lange fortfahren mit der Aufzählung der Würdigungen und Anerkennungen, die dieser Mann in seinem Leben erfahren hat: poet laureate von Vermont, Goldmedaille des US-Kongresses, zahlreiche Ehrenmitgliedschaften in philosophischen und literarischen Gesellschaften und so fort. Fragt man in den Staaten oder auch anderen englischsprachigen Ländern irgendjemanden, wer Robert Frost war, wird man mit hoher Wahrscheinlichkeit spontan eine kundige Antwort erhalten. Robert Frost gehört zum kulturellen Erbe Nordamerikas, er ist im kollektiven Gedächtnis der Amerikaner so fest verankert, wie Bertolt Brecht oder Thomas Mann zum literarischen und kulturellen Erbe Deutschlands gehören.
Frosts langes Leben – er wurde fast 89 Jahre alt – vollzog sich im Schatten dramatischer epochaler Begebenheiten wie den beiden Weltkriegen, der Great Depression, dem Abwurf der Atombomben auf Japan oder der Kuba-Krise. Er nahm regen Anteil an den weltlichen Vorgängen, fand sich gegen Ende seines Lebens gar als Akteur inmitten weltgeschichtlicher Ereignisse und blieb doch auch immer ein Dichter intimster Innerlichkeit, der lebenslang auf der Suche nach Spiritualität und Glaubenswahrheiten war.