Fire and Ice


Fire and Ice

Some say the world will end in fire,
Some say in ice.
From what I've tasted of desire
I hold with those who favor fire.
But if it had to perish twice,
I think I know enough of hate
To say that for destruction ice
Is also great
And would suffice.


Feuer und Eis

Hier heißt's, die Welt vergeht im Feuer,
Dort heißt's, im Eis.
Geschmeckt die Gier, geschmeckt Gelüst,
halt ich zu denen, die für's Feuer.
Doch stirbt sie zweimal, nun, ich weiß
genug von Hass, genug von Zwist,
und sag, dass für Zerstörung Eis
auch bestens ist,
und reichen müsst'.

(Nachdichtung Ingeborg Schimonski)



Feuer und Eis

Mancher sagt, die Welt vergeht im Feuer
Mancher, im Eis.
Was ich von der Begierde weiß,
Sind die mir nah, die vorzieh‘n Feuer.
Doch sollt‘ sie zweimal untergeh‘n,
Würd‘ ich genug vom Hass versteh‘n,
und weiß, dass zur Zerstörung Eis
auch trefflich ist
und reichen müsst'.

(Nachdichtung Werner Friedl)

Zu diesem Gedicht ein Auszug aus der unveröffentlichten Biografie von Werner Friedl:

Im Sommer und Herbst 1920 entstanden eine Reihe bedeutender Gedichte, die er 1923 in der Sammlung New Hampshire veröffentlichte, darunter The Grindstone und das einzigartige dunkle Juwel Fire and Ice. Von "scharfer, aphoristischer Kompaktheit" sei dieses Gedicht, schreibt Parini, und Elizabeth Sergeant nennt es eine "dramatische Konfrontation entgegengesetzter Leidenschaften". Ihr gegenüber habe Frost dieses Gedicht so kommentiert: "Alles, was wir im Leben machen, ist eine Klärung, nachdem wir die Dinge aufgerührt haben." Meyers beschreibt Fire and Ice als "prägnant, lakonisch, perfekt und auf perfekte Weise wild." Die Alternativen des Titels repräsentierten Leidenschaft und Hass, zwei Wege, die Welt zu zerstören. Henry Hart liest dieses Gedicht, dessen Anfänge ins Jahr 1919 zurückreichen, unter anderem als Antwort auf Jeanies bipolare Schwankungen1 (und die anderer Familienmitglieder). Gleichzeitig ist es ein Menetekel, welches das Ende der Welt durch künftige Kriege an die Wand malt.

Hart weist darauf hin, wie sehr auch Frost selbst unter Feuer und Eis in seinem Inneren litt. Auch der Anfechtung, seinem Leben ein Ende zu setzen, war er mehr als einmal ausgesetzt, wie Briefe an Louis Untermeyer verraten. Im Juli – und leicht verändert noch einmal im September 1920 – sandte er seinem Freund ein Gedicht, das er nie veröffentlichte. Der Brief vom 26. September enthält folgende Passage: "… Komm mit mir an den Ort der Gräber und äußerer Finsternis. Wenn ich bis drei zähle, fang mit dem Zähneknirschen an. Ich meine es ernst. Gerade so, wie die einzige große Kunst unästhetisch ist, ist die einzige Moral asketisch. Ich war ein schlechter Mensch und ein schlechter Künstler. Das ist meine letzte, äußerste Gemeinheit, dass ich mich jetzt nicht dazu entschließen kann dorthin zu gehen, wo ich früher oder später hin muss. Ich bin schwach." Dann folgt das Gedicht, das keinen Titel trägt. Es lautet: To prayer, to prayer I go / (I think I go) I go to prayer – / Along a granite corridor of woe / And down a stair / In every step of which I am abased. / A rope I wear. / I wear a halter-rope about the waist. / I bear a candle end put out with haste. / I go to prayer.2 Eine verzweifelte, unheimliche Selbstanklage, zutiefst depressiv.

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1 Jeanie Frost (1875-1929), die Schwester der Dichters. Sie musste 1920 in eine Heilanstalt eingewiesen werden, wo sie neun Jahre später im Alter von 54 Jahren starb.
2 Zum Beten, zum Beten gehe ich / (ich glaub‘) ich geh zum Beten – / Durch einen Korridor aus Stein und Leid / Treppab die Stufen, / Die mich erniedrigen mit jedem Schritt. / Trag einen Strick. / Trag einen Halfterstrick um meinen Bauch. / Trage ein hastig ausgelöschtes Kerzenstück. / Ich geh zum Beten.

 

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