Mowing

Mowing

There was never a sound beside the wood but one,
And that was my long scythe whispering to the ground.
What was it it whispered? I knew not well myself;
Perhaps it was something about the heat of the sun,
Something, perhaps, about the lack of sound—
And that was why it whispered and did not speak.
It was no dream of the gift of idle hours,
Or easy gold at the hand of fay or elf:
Anything more than the truth would have seemed too weak
To the earnest love that laid the swale in rows,
Not without feeble-pointed spikes of flowers
(Pale orchises), and scared a bright green snake.
The fact is the sweetest dream that labor knows.
My long scythe whispered and left the hay to make.

Mahd

Nie gab's Laute da am Wald, nur diese:
meine lange Sense wisperte mit dem Grund.
Was ist's, was sie wispert? Selbst ich weiß es nicht.
Vielleicht etwas zur Sonnenglut auf der Wiese,
etwas vielleicht, zum Grund, warum kein Laut –
das ist's, weshalb sie wispert und nicht spricht.
Es ist kein Traum geschenkter Mußestund',
kein leichtes Gold in Elfenhand oder von Feen:
Was anderes als Wahrheit schien' zu schwach
für die ernste Liebe, die's Gras zu Schwaden haut,
mit zart gezackten Ähren bleicher Orchideen,
und eine helle grüne Schlange schreckt.
Die Tat ist süß'ster Traum, den Arbeit weckt.
Meine lange Sense wisperte, dass Heu ich mach.

Das im Jahr 1900 verfasste Mowing war eines der Lieblingsgedichte Frosts, weil er sich damit endgültig von den dichterischen Prinzipien des 19. Jahrhunderts löste und zu seinen eigenen Themen und zu seinem eigenen Stil fand. Es geht ihm nun nicht mehr um romantische Vorstellungen von der Natur, wie die Negation des leichten Golds in Elfenhand oder von Feen zeigt. Statt dieser Wesen wispert die Sense. Auf diese Weise tut Frost das Numinose radikal ab, setzt der Muße und dem Traum die Tat und die Wahrheit entgegen und macht dem Menschen zum Akteur, der mit der Natur kommuniziert, indem er sie gestaltet.
Auch traditionelle stilvolle Formulierungen, die damals als poetisches Markenzeichen galten, sind nicht zu finden. Die Sprache ist einfach und direkt. Das Poetische liegt hier in der intensiven Lautmalerei, wobei die vielen Zisch-, Hauch- und Fließlaute das leise Geräusch der Sense und möglicherweise auch der Schlange1 nachahmen.

Das Neue dieses Gedichts liegt also darin, dass nicht eine gehobene oder abgehobene Sprache eine poetische Wirkung erzielt, sondern dass die Lautgestalt diesen ausmacht. Lautmalerei gab es natürlich schon vorher, aber selten so prägend wie in Mowing. Und Frost wird dieses Konzept weiterentwickeln zu seinem Sound of Sense, wie er es nannte, d. h., er gibt jedem Gedicht eine individuelle Klanggestalt, die neben dem Inhalt zum Bedeutungsträger wird.

I.S.

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1 Die Schlange kann symbolisch mit den Sündenfall assoziiert werden, der öfters in Frosts Werk in Verbindung mit dem Thema Arbeit auftritt.

 

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