'Out, out—'

'Out, out—'

The buzz-saw snarled and rattled in the yard
And made dust and dropped stove-length sticks of wood,
Sweet-scented stuff when the breeze drew across it.
And from there those that lifted eyes could count
Five mountain ranges one behind the other
Under the sunset far into Vermont.
And the saw snarled and rattled, snarled and rattled,
As it ran light, or had to bear a load.
And nothing happened: day was all but done.
Call it a day, I wish they might have said
To please the boy by giving him the half hour
That a boy counts so much when saved from work.
His sister stood beside them in her apron
To tell them 'Supper.' At that word, the saw,
As if to prove saws knew what supper meant,
Leaped out at the boy's hand, or seemed to leap—
He must have given the hand. However it was,
Neither refused the meeting. But the hand!
The boy's first outcry was a rueful laugh,
As he swung toward them holding up the hand
Half in appeal, but half as if to keep
The life from spilling. Then the boy saw all—
Since he was old enough to know, big boy
Doing a man's work, though a child at heart—
He saw all spoiled. 'Don't let him cut my hand off—
The doctor, when he comes. Don't let him, sister!'
So. But the hand was gone already.
The doctor put him in the dark of ether.
He lay and puffed his lips out with his breath.
And then - the watcher at his pulse took fright.
No one believed. They listened at his heart.
Little—less—nothing!—and that ended it.
No more to build on there. And they, since they
Were not the one dead, turned to their affairs.

'Aus, aus – '

Es schnurrt und kreischt die Kreissäge im Hof,
macht Staub, spuckt ofenlange Stücke Holz,
süß-duftender Stoff, zieht ein Windchen drüber.
Und wer von dort die Augen hebt, der zählt
fünf Hügelketten, eine hinter der andern
im Abendrot, weit nach Vermont hinein.
Die Säge schnurrt und kreischt, und schnurrt und kreischt,
da sie mal leer, und mal mit Ladung läuft.
Und nichts passiert: das Tagwerk fast geschafft.
Geschafft! hätt' einer das bloß ausgesprochen,
den Buben zu beglücken, ihm das Stündchen
zu schenken, das ihm viel zählt als freie Zeit.
Die Schwester steht in ihrer Schürze da,
sagt allen: Abendbrot. Auf's Wort, wie zum
Beweis, Sägen kennen's Abendbrot,
stürzt sie sich auf die Bubenhand, oder scheint sich
zu stürzen oder gibt er sie ihr? Wie dem
auch sei, beide verschmähn das Treffen nicht.
Die Hand! Statt aufzuschreien lacht der Bub
nur kläglich, hält seine Hand zu ihnen hoch,
halb flehend, halb als ob er's Leben am
Verströmen hindern will. Dann sieht er alles –
zumal er alt genug ist, großer Bub,
der Männerarbeit tut, mit Kinderherz –
alles dahin. "Er darf die Hand nicht abschneiden,
der Doktor, das darf er nicht, Schwester!"
So. Doch die Hand, die war schon ab.
Der Doktor setzt ihn ins Dunkel des Äthers.
Die Lippen wölben sich durch seinen Atem.
Und dann – der, der den Puls zählt, erschrickt.
Doch keiner glaubt's. Sie hören ihm das Herz ab.
Wenig – weniger – nichts! Dann ist es aus.
Nichts mehr zu machen. Und da sie nicht
der Tote sind, schaun sie nach ihren Dingen.

Vielleicht hatte Leonard Trilling unter anderen 'Out, out - ' vor Augen, als er Frost einen "erschreckenden Dichter" nannte. In der Tat bestürzt das Thema in einem Text, der in einem Gedichtband steht. Es handelt sich auch nicht um ein Gedicht im engeren Sinne, sondern um ein traurig-dramatisches Geschehen, das erzählt wird in Form von Blankversen, also fünfhebigen Jamben ohne Reim. Wir kennen diese aus der Schullektüre der Dramen Schillers, Goethes und Shakespeares. Frost machte sie sich oft zunutze, um in kürzeren oder auch längeren Szenen die soziale Problematik Neuenglands und den Charakter der Neuengländer zu beleuchten. Bezogen auf ‚Out, out -‘ wäre das die Kinderarbeit und speziell der Mangel an Verantwortungsgefühl bei denen, die ein Kind an ein so gefährliches Werkzeug lassen. Anlass für dieses Gedicht war ein derartiges Unglück eines Sechzehnjährigen, das Frost zu Ohren kam.1 Aber, wie immer, denkt er darüber hinaus, worauf schon der Titel hinweist: Er ist in Anführungszeichen gesetzt und zitiert Shakespeare, Macbeth, 5. Akt, 5. Szene, in der Macbeth über den Tod seiner Frau nachdenkt: … Out, out, brief candle! / Life’s but a walking shadow, a poor player / that struts and frets his hour upon the stage, / And then is heard no more ...2 Die Hinfälligkeit alles Lebenden ist also das eine Thema hier.

Das andere ist, wie damit umgegangen werden kann. Aufschlussreich dazu ist der Schlusssatz, Und da sie nicht / der Tote sind, schaun sie nach ihren Dingen: Kaum ist das Bangen um das Leben des Jungen beendet, wenden sich die Umstehenden wieder den eigenen Pflichten und Interessen zu.

Ist das eine simple, aber in diesem Kontext sarkastisch klingende Aussage? Will der Autor sagen, das sei typisch für die Neuengländer? Oder für den Menschen im allgemeinen? Spricht daraus Gefühllosigkeit? Sind die Menschen durch das beschwerliche Leben so abgestumpft, dass sie keine Trauer mehr empfinden können? Können wir es ihnen dann verdenken? Oder folgen sie, ohne es zu wissen, dem Rat der Stoiker, Unabänderliches ohne Schmerz zu akzeptieren? Die lakonische Formulierung lässt alle Deutungen offen. Frost musste vier seiner sechs Kinder begraben3. Jay Parini schreibt dazu, er weise hier doch nur auf den Weg hin, den manche nähmen, um mit ihrer Trauer fertig zu werden.4

Der lockere Plauderton, in dem das Ganze erzählt wird, konterkariert die tragische Begebenheit, irritiert aber um so mehr. Bemerkenswert ist die Beschreibung des eigentlichen Unfalls: Vermutlich war der Junge durch das Kommen der Schwester und die Vorfreude auf das Essen einen kurzen Moment unaufmerksam. Das steht aber nicht da, sondern wir finden Metaphern vor, indem die Säge zu einem Raubtier wird, das, wie in einer Fabel, mit menschlichen Zügen ausgestattet ist. Mit diesen Kunstgriffen verwandelt Frost diesen Bericht trotz allem in Poesie.

I.S.

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1 Hart, S. 137
2 ... Aus! kleines Licht! - / Leben ist nur ein wandelnd Schattenbild; / Ein armer Komödiant, der spreizt und knirscht / Sein Stündchen auf der Bühn', und dann nicht mehr/ Vernommen wird ...".
3 Nicht eingerechnet drei Fehlgeburten Elinors sowie Tocher Irma, die er mit 44 Jahren in einer Heilanstalt unterbringen musste, wo sie den Rest ihres Lebens verbrachte. Ein einziges Kind, Lesley, führte ein normales Leben und erreichte das Alter.
4 Parini, S. 70

 

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