Obwohl formal ausgereift, spricht dieses Sonett vom in sich widersprüchlichen Drängen eines jungen Menschen, der sein Dasein als zu starr empfindet, sich nach der großen Welt sehnt und die Verbindungen zu seinem Umfeld völlig kappen will. Doch dies ist vorerst ein Gedankenspiel. Nur die Vorstellung des Ergebnisses der Reise ist präzise: Es soll eine Reise nach innen werden, und ohne Veränderung des Charakters soll sie zur Selbstsicherheit verhelfen. Frost spielt hier mit dem schillernden Gegensatz von Drinnen und Draußen, von Bleiben und Gehen, von Dauerhaftigkeit und Wandel, von Sein und Werden. Seine Biografie bildet die Folie dazu, denn er hat in seinen ersten Lebensjahrzehnten immer wieder seinen Lebensort gewechselt und Neues begonnen.
So ist Into My Own, das erste Gedicht des ersten veröffentlichten Gedichtbands Robert Frosts, auf seine Weise programmatisch. Das zugrundeliegende Thema verlieh dem Buch den Titel A Boy's Will, und wie es das Duett am Schluss beschwört, hat sich Frost in seinem dichterischen Werk weit entfaltet und ist dennoch bis ans Lebensende den ursprünglichen Intentionen treu geblieben.1
Das Gedicht wurde zuerst unter dem Titel Into Mine Own im Mai 1909 im New England Magazine veröffentlicht. Frost begann es bereits zwischen April und Juni 1894, während seiner Lehrerzeit in Salem, New Hampshire.2 1930 sagte Frost, er habe es 1901 geschrieben.3
1 Schimonski, Ingeborg: So nette Sonette - Die 28 Sonette Robert Frosts ins Deutsche gebracht von Ingeborg Schimonski (unveröffentlichtes Manuskript)
2 Sutton, William A.: Newdick’s Season of Frost: An Interrupted Biography of Robert Frost, S. 43 f.
3 Angyal, Andrew J.: Robert Frost’s Poetry Before 1913, A Checklist, in: Proof 5, The Yearbook of American Bibliographical and Textual Studies, S. 98