Kurzvita

Robert Frost 1874 – 1963

Das lange und bewegte Leben Robert Frosts kurz und bündig darzustellen ist eine Herausforderung.
Viele Details mussten dem Rotstift zum Opfer fallen. Die folgende Kurzbiografie beschränkt sich daher auf das Wichtigste, vor allem auf das, was Frosts Persönlichkeit geformt hat und in seiner Dichtung ablesbar ist. Sie verzichtet auf eine Aufzählung der häufig wechselnden Wohnorte Frosts und der zahllosen Bildungseinrichtungen, an denen er lehrte. Von seinen vielen Ehrungen, Auszeichnungen und Preisen werden nur zwei genannt, eine vollständige Liste ist auf der deutschen Wikipedia-Seite verfügbar. Ausgespart sind auch fast alle Menschen, mit denen er in Berührung kam, Freundschaft schloss oder Auseinandersetzungen hatte, denn es sind Hunderte, und ihre Namen sagen uns Deutschen im allgemeinen nichts. Und es wird hier nur auf einige der vielen Krankheiten Frosts eingegangen, von denen er häufig oder gar das ganze Leben lang geplagt war und die wohl zum guten Teil auf die mentale und physische Überforderung zurückzuführen sind, die er sich zumutete. Da Frost das Familienleben sehr wichtig war, kommen jedoch ausführlich die Schicksalsschläge im familiären Bereich zur Sprache, sie erklären die düsteren Aspekte seiner Dichtung.

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Kindheit und Jugend

1874 wird er am 26. März in San Francisco geboren, zwei Jahre später die Schwester Jeanie.
Beide Eltern sind Lehrer, der Vater engagiert sich überdies als Journalist und in der Politik. Die Mutter ist Anhängerin der Swedenborgianer und erzieht den Sohn sehr religiös. Das Familienleben ist konfliktreich und von häufigen Umzügen bestimmt.
Robert Frost, im Alter von 18 Jahren

1892
1885 stirbt der alkoholabhängige Vater an Tuberkulose. Die mittellose Mutter zieht mit den beiden Kindern zu Verwandten nach Neuengland. Während seiner Schulzeit bzw. -ferien arbeitet er in Fabriken und auf Farmen. Er verfasst Artikel für die Schülerzeitung und erste Gedichte. An der Highschool verliebt er sich unsterblich in seine Klassenkameradin Elinor White und sie erwidert seine Liebe.
1892 wird beiden beim Schulabschluss zuerkannt, Klassenbeste zu sein.  

Lehr- und Wanderjahre

1892 besucht er für einige Monate des Dartmouth College, Hanover, New Hampshire  
1893 und die folgenden Jahre betätigt er sich als Fabrikarbeiter, Journalist und Lehrer. 
Elinor lehnt seinen Heiratsantrag ab.
 
1894 kann er erstmals eines seiner Gedichte veröffentlichen: Die Zeitung The Independent druckt My Butterfly: An Elegy und bezahlt ihm 15 $.
Aus Liebeskummer wandert er durch den Dismal Swamp, einen berüchtigten Sumpf in Virginia. Das Erlebnis wird er Jahre später in seinem Langgedicht Kitty Hawk verarbeiten.
 
1895 nimmt Elinor, nach Studienabschluss als Lehrerin arbeitend, seinen Heiratsantrag an und sie werden im Dezember getraut. Neun Monate später wird Sohn Elliott geboren.  
1897 nimmt er ein Studium an der Harvard-Universität auf.  
1899 beendet er das Studium ohne Abschluss. Ihn plagen Sorgen um die Gesundheit seiner Mutter und Elinors, die erneut schwanger ist. Auch er ist chronisch krank. Als Ausweg entscheidet er sich für das Leben auf dem Land und wird Geflügelzüchter. Im April Geburt der Tochter Lesley.  
1900 stirbt Elliott an "Cholera infantum", Frosts Mutter an Krebs.
Trotz schlechten Gesundheitszustands übernimmt er eine Farm in Derry, New Hampshire, vom Großvater finanziert.
 
1901 stirbt der Großvater, das Erbe trägt teilweise zum Familieneinkommen bei.
In seiner freien Zeit widmet er sich intensiver dem Schreiben von Gedichten und beginnt, sich seine Themen und seinen Stil zu erarbeiten.
 
1902 wird Sohn Carol geboren. Das Verhältnis zwischen Vater und Sohn wird eng, aber sehr problematisch sein.
 
1903 wird Tochter Irma geboren.
Die Suche nach Verlegern für seine Gedichte bleibt erfolglos, auch in den folgenden Jahren.
Robert Frost, in den 1910er Jahren

1910er Jahre
 
1905 kommt die Tochter Marjorie zur Welt.
Er wird erneut Lehrer, diesmal an der Pinkerton Academy in Derry, New Hampshire.
1906 stirbt Tochter Elinor Bettina kurz nach der Geburt.
1907 veröffentlicht das New England Magazine das Sonett Into My Own.
1909 verlässt die Familie die Farm und wohnt nun in Derry selbst, wo er weiterhin als Lehrer arbeitet und sich sowohl von den Schülern als auch von der Schulaufsicht große Anerkennung erwirbt, da er erfolgreich seine Begeisterung für Literatur überträgt und unkonventionelle Lehrmethoden entwickelt.
Er bekommt einen Lehrauftrag an der State Normal School in Plymouth, Massachusetts.
1912 folgt ein Aufbruch zu neuen Ufern: Mit den vier Kindern lassen er und Elinor sich in England nieder. Bald ist er in den höchsten literarischen Kreisen Londons heimisch.
Er schließt enge Freundschaft mit dem Schriftsteller und Kritiker Edward Thomas.
Robert Frost, Anfang seiner 40er Jahre

ca. 1916
1913 veröffentlicht ein Londoner Verlag seine erste Gedichtsammlung A Boy's Will. Ezra Pound, damals ebenfalls in England lebend, nutzt seine Reputation, um das Buch bekanntzumachen.
1914 wird North of Boston, vorwiegend eine Sammlung von Blankverstexten, in London publiziert und, wie A Boy's Will, von der Kritik sehr gelobt.
1915 kehrt die Familie Frost wegen des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs vorzeitig in die USA zurück. Seine beiden englischen Veröffentlichungen sind dort bereits bekannt und er wird in New York begeistert empfangen. Nun 41-jährig, ist er als Dichter anerkannt.  

Karriere als der Dichter Amerikas

1916 Die Tage sind von nun an und bis zu seinem Lebensende geprägt vom Schreiben von Gedichten, deren Veröffentlichung, von Lesungen, Vorträgen und Diskussionen, sowie von Lehrtätigkeiten verschiedener Art an Höheren Schulen, Universitäten, Akademien und anderen Einrichtungen, die sich mit Literatur befassen.
Um die Beziehung zum bäuerlichen Leben und zur Natur, Quellen seiner Dichtkunst, nicht zu verlieren, lebt er größtenteils auf Farmen, was ihm ermöglicht, seine Leidenschaft für das Wandern und die Botanik auszuleben.
Seine Gedichtsammlung Mountain Interval wird veröffentlicht.
 
1917 fällt Edward Thomas, sein engster Freund, im Ersten Weltkrieg.  
1920 muss seine Schwester Jeanie wegen Wahnvorstellungen in eine psychiatrische Klinik eingeliefert werden. Sie stirbt dort neun Jahre später.  
1921 beginnt er die Lehrtätigkeit an der neu gegründeten Bread Loaf School of English, Ripton, Vermont. Diese Akademie wird ein wichtiger Fixpunkt in seinem Leben bleiben.  
1923 veröffentlicht sein Verleger Henry Holt zwei Gedichtsammlungen von ihm: New Hampshire mit neuen Gedichten und Selected Poems, eine Auswahl der drei vorherigen Sammlungen.  
1924 erhält er erstmals den Pulitzerpreis. Die University of Michigan nimmt ihn als Dozenten auf Lebenszeit ohne unterrichtliche Verpflichtungen auf. Andere Lehrinstitute werden dem Beispiel folgen, indem sie ihm Honorare garantieren, auch wenn seine Vorlesungen nicht regelmäßig stattfinden.  
1928 reist er mit Elinor nach Frankreich und England, um alte Bekannte zu treffen.
Im November erscheint seine vierte Gedichtsammlung, West-Running Brook.
Robert Frost, im Alter von 54 Jahren

1928
1931 wird ihm der zweite Pulitzerpreis für die im Jahr zuvor erschienenen Collected Poems verliehen. Da er nun Lehraufträge auch im Westen der USA wahrnimmt und seine Kinder in fernen Bundesstaaten leben, ist er in den dreißiger Jahren fast ständig auf Reisen und entsprechend erschöpft. Die Einkünfte davon braucht er aber dringend, weil er aus verschiedenen Gründen alle Kinder finanziell unterstützt.
1934 stirbt Tochter Marjorie, schon länger an verschiedenen Krankheiten leidend, am Kindbettfieber, was insbesondere für Elinor ein schwerer Schlag ist und ihren Gesundheitszustand verschlechtert. Die Winter werden sie daraufhin häufig im milden Florida verbringen.
1936 erscheint die Gedichtsammlung A Further Range, die ihm den dritten Pulitzerpreis einträgt.  
1937 wird bei Elinor Brustkrebs diagnostiziert.  
1938 stirbt Elinor an Herzversagen. Er erleidet einen körperlichen und psychischen Zusammenbruch und ist nicht in der Lage, an der Einäscherung teilzunehmen.
Seine Nachbarin und Ehefrau seines Freundes Theodore Morrison, Kathleen Morrison, wird in Zukunft als seine Sekretärin arbeiten. Er machte ihr auch einen Heiratsantrag, sie lehnte jedoch ab. Er beauftragt seinen ehemaligen Studenten Lawrance Thompson, eine Biografie zu verfassen, diese allerdings erst nach seinem Tod zu veröffentlichen.
Robert Frost, im Alter von 69 Jahren

1943
1940 begeht Sohn Carol Selbstmord, obwohl Frost versucht hatte, ihn davon abzubringen.
Es erscheint eine weitere Gedichtsammlung, A Witness Tree, die ein großer finanzieller Erfolg wird.
1942 wird sie wieder mit einem Pulitzerpreis bedacht.
Bei Tochter Irma zeigen sich die gleichen psychopathischen Symptome wie bei Schwester Jeanie.
1943 Irmas Mann hatte sich schon von ihr getrennt, und Frost muss nun nicht nur für Carols Witwe und Sohn, sondern auch für Irma und ihre beiden Kinder sorgen.
1945 veröffentlicht er A Masque of Reason.
1947 erscheinen A Masque of Mercy und die Gedichtsammlung Steeple Bush. Dieses Mal werden seine Gedichte teilweise abgelehnt, was ihm schwer zu schaffen macht.
Irmas Krankheit ist so fortgeschritten, dass er sie in einer Klinik unterbringen muss.
1949 werden alle bisherigen Gedichtsammlungen zusammengefasst als Complete Poems herausgegeben, erhalten positive Kritiken und verkaufen sich sehr gut.  
1954 begegnet er erstmals einem amerikanischen Präsidenten, Dwight D. Eisenhower.
Sein Verleger Henry Holt organisiert für ihn eine Geburtstagsfeier mit zahlreichen renommierten Gästen im New Yorker Hotel Astoria.
Mit Tochter Lesley reist er in offizieller Mission nach Brasilien zum World Congress of Writers, wo seine Vorlesungen mit Begeisterung aufgenommen werden.
Der Nobelpreisträger T. S. Eliot, zum dem er stets Abstand gehalten hat, lobt ihn als einen "universalen Dichter".
Robert Frost, im Alter von 85 Jahren

1959
1957 setzt er sich mit Eliot und Ernest Hemingway erfolgreich für die Freilassung Ezra Pounds ein, der wegen Landesverrats angeklagt ist.
1959 wird er anlässlich seines 85. Geburtstags wieder groß in New York gefeiert. Der Kritiker Leonard Trilling lässt dabei mit seinem Satz aufmerken, Frost sei "ein erschreckender Dichter".
1961 trägt er sein Gedicht The Gift Outright bei der Amtseinführung J. F. Kennedys vor.  

Die letzten Jahre in politischer Mission

1961 reist er unter der Schirmherrschaft des Außenministeriums nach Griechenland und Israel und hält Vorlesungen in Athen und Jerusalem. Er erhält offizielle Einladungen von Ministerien und bewegt sich immer mehr in politischen Kreisen. Der Staat Vermont verleiht ihm den Titel Poet Laureate of Vermont. Robert Frost, im Alter von 87 Jahren

1961
1962 findet er trotzdem noch Zeit zum Schreiben: sein letzter Gedichtband, In the Clearing, erscheint.
Auf Einladung Kennedys reist er mit einer Delegation in die Sowjetunion. Ein geplantes Treffen mit Präsident Chruschtschow findet an Frosts Krankenbett statt, da ihn die Reise so erschöpft hatte, dass er für einige Tage bettlägerig war.
Zurück in den USA, reist und lehrt er weiter. Ende des Jahres erhält er die Diagnose Prostatakrebs und erleidet eine Lungenembolie.
1963 ist er weiterhin geistig klar und kann Besucher empfangen, doch nach einer weiteren Embolie stirbt er am 29. Januar 1963 im Alter von fast 89 Jahren in Boston.
Seine Asche ist im Familiengrab in Bennington, Vermont, bestattet.