Robert Frost 1874 – 1963
Das lange und bewegte Leben Robert Frosts kurz und bündig darzustellen ist eine Herausforderung.Viele Details mussten dem Rotstift zum Opfer fallen. Die folgende Kurzbiografie beschränkt sich daher auf das Wichtigste, vor allem auf das, was Frosts Persönlichkeit geformt hat und in seiner Dichtung ablesbar ist. Sie verzichtet auf eine Aufzählung der häufig wechselnden Wohnorte Frosts und der zahllosen Bildungseinrichtungen, an denen er lehrte. Von seinen vielen Ehrungen, Auszeichnungen und Preisen werden nur zwei genannt, eine vollständige Liste ist auf der deutschen Wikipedia-Seite verfügbar. Ausgespart sind auch fast alle Menschen, mit denen er in Berührung kam, Freundschaft schloss oder Auseinandersetzungen hatte, denn es sind Hunderte, und ihre Namen sagen uns Deutschen im allgemeinen nichts. Und es wird hier nur auf einige der vielen Krankheiten Frosts eingegangen, von denen er häufig oder gar das ganze Leben lang geplagt war und die wohl zum guten Teil auf die mentale und physische Überforderung zurückzuführen sind, die er sich zumutete. Da Frost das Familienleben sehr wichtig war, kommen jedoch ausführlich die Schicksalsschläge im familiären Bereich zur Sprache, sie erklären die düsteren Aspekte seiner Dichtung.
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Kindheit und Jugend
Lehr- und Wanderjahre
Karriere als der Dichter Amerikas
1916 | Die Tage sind von nun an und bis zu seinem Lebensende geprägt vom Schreiben von Gedichten, deren Veröffentlichung, von Lesungen, Vorträgen und Diskussionen, sowie von Lehrtätigkeiten verschiedener Art an Höheren Schulen, Universitäten, Akademien und anderen Einrichtungen, die sich mit Literatur befassen. Um die Beziehung zum bäuerlichen Leben und zur Natur, Quellen seiner Dichtkunst, nicht zu verlieren, lebt er größtenteils auf Farmen, was ihm ermöglicht, seine Leidenschaft für das Wandern und die Botanik auszuleben. Seine Gedichtsammlung Mountain Interval wird veröffentlicht. |
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1917 | fällt Edward Thomas, sein engster Freund, im Ersten Weltkrieg. | |
1920 | muss seine Schwester Jeanie wegen Wahnvorstellungen in eine psychiatrische Klinik eingeliefert werden. Sie stirbt dort neun Jahre später. | |
1921 | beginnt er die Lehrtätigkeit an der neu gegründeten Bread Loaf School of English, Ripton, Vermont. Diese Akademie wird ein wichtiger Fixpunkt in seinem Leben bleiben. | |
1923 | veröffentlicht sein Verleger Henry Holt zwei Gedichtsammlungen von ihm: New Hampshire mit neuen Gedichten und Selected Poems, eine Auswahl der drei vorherigen Sammlungen. | |
1924 | erhält er erstmals den Pulitzerpreis. Die University of Michigan nimmt ihn als Dozenten auf Lebenszeit ohne unterrichtliche Verpflichtungen auf. Andere Lehrinstitute werden dem Beispiel folgen, indem sie ihm Honorare garantieren, auch wenn seine Vorlesungen nicht regelmäßig stattfinden. | |
1928 | reist er mit Elinor nach Frankreich und England, um alte Bekannte zu treffen. Im November erscheint seine vierte Gedichtsammlung, West-Running Brook. |
1928 |
1931 | wird ihm der zweite Pulitzerpreis für die im Jahr zuvor erschienenen Collected Poems verliehen. Da er nun Lehraufträge auch im Westen der USA wahrnimmt und seine Kinder in fernen Bundesstaaten leben, ist er in den dreißiger Jahren fast ständig auf Reisen und entsprechend erschöpft. Die Einkünfte davon braucht er aber dringend, weil er aus verschiedenen Gründen alle Kinder finanziell unterstützt. | |
1934 | stirbt Tochter Marjorie, schon länger an verschiedenen Krankheiten leidend, am Kindbettfieber, was insbesondere für Elinor ein schwerer Schlag ist und ihren Gesundheitszustand verschlechtert. Die Winter werden sie daraufhin häufig im milden Florida verbringen. | |
1936 | erscheint die Gedichtsammlung A Further Range, die ihm den dritten Pulitzerpreis einträgt. | |
1937 | wird bei Elinor Brustkrebs diagnostiziert. | |
1938 | stirbt Elinor an Herzversagen. Er erleidet einen körperlichen und psychischen Zusammenbruch und ist nicht in der Lage, an der Einäscherung teilzunehmen. Seine Nachbarin und Ehefrau seines Freundes Theodore Morrison, Kathleen Morrison, wird in Zukunft als seine Sekretärin arbeiten. Er machte ihr auch einen Heiratsantrag, sie lehnte jedoch ab. Er beauftragt seinen ehemaligen Studenten Lawrance Thompson, eine Biografie zu verfassen, diese allerdings erst nach seinem Tod zu veröffentlichen. |
1943 |
1940 | begeht Sohn Carol Selbstmord, obwohl Frost versucht hatte, ihn davon abzubringen. Es erscheint eine weitere Gedichtsammlung, A Witness Tree, die ein großer finanzieller Erfolg wird. |
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1942 | wird sie wieder mit einem Pulitzerpreis bedacht. Bei Tochter Irma zeigen sich die gleichen psychopathischen Symptome wie bei Schwester Jeanie. |
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1943 | Irmas Mann hatte sich schon von ihr getrennt, und Frost muss nun nicht nur für Carols Witwe und Sohn, sondern auch für Irma und ihre beiden Kinder sorgen. | |
1945 | veröffentlicht er A Masque of Reason. | |
1947 | erscheinen A Masque of Mercy und die Gedichtsammlung Steeple Bush. Dieses Mal werden seine Gedichte teilweise abgelehnt, was ihm schwer zu schaffen macht. Irmas Krankheit ist so fortgeschritten, dass er sie in einer Klinik unterbringen muss. |
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1949 | werden alle bisherigen Gedichtsammlungen zusammengefasst als Complete Poems herausgegeben, erhalten positive Kritiken und verkaufen sich sehr gut. | |
1954 | begegnet er erstmals einem amerikanischen Präsidenten, Dwight D. Eisenhower. Sein Verleger Henry Holt organisiert für ihn eine Geburtstagsfeier mit zahlreichen renommierten Gästen im New Yorker Hotel Astoria. Mit Tochter Lesley reist er in offizieller Mission nach Brasilien zum World Congress of Writers, wo seine Vorlesungen mit Begeisterung aufgenommen werden. Der Nobelpreisträger T. S. Eliot, zum dem er stets Abstand gehalten hat, lobt ihn als einen "universalen Dichter". |
1959 |
1957 | setzt er sich mit Eliot und Ernest Hemingway erfolgreich für die Freilassung Ezra Pounds ein, der wegen Landesverrats angeklagt ist. | |
1959 | wird er anlässlich seines 85. Geburtstags wieder groß in New York gefeiert. Der Kritiker Leonard Trilling lässt dabei mit seinem Satz aufmerken, Frost sei "ein erschreckender Dichter". | |
1961 | trägt er sein Gedicht The Gift Outright bei der Amtseinführung J. F. Kennedys vor. |
Die letzten Jahre in politischer Mission
1961 | reist er unter der Schirmherrschaft des Außenministeriums nach Griechenland und Israel und hält Vorlesungen in Athen und Jerusalem. Er erhält offizielle Einladungen von Ministerien und bewegt sich immer mehr in politischen Kreisen. Der Staat Vermont verleiht ihm den Titel Poet Laureate of Vermont. | 1961 |
1962 | findet er trotzdem noch Zeit zum Schreiben: sein letzter Gedichtband, In the Clearing, erscheint. Auf Einladung Kennedys reist er mit einer Delegation in die Sowjetunion. Ein geplantes Treffen mit Präsident Chruschtschow findet an Frosts Krankenbett statt, da ihn die Reise so erschöpft hatte, dass er für einige Tage bettlägerig war. Zurück in den USA, reist und lehrt er weiter. Ende des Jahres erhält er die Diagnose Prostatakrebs und erleidet eine Lungenembolie. |
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1963 | ist er weiterhin geistig klar und kann Besucher empfangen, doch nach einer weiteren Embolie stirbt er am 29. Januar 1963 im Alter von fast 89 Jahren in Boston. Seine Asche ist im Familiengrab in Bennington, Vermont, bestattet. |